03.4 Parameterermittlung

3.4.1 Elementarflächenmodell

Die Ermittlung der elementarflächenbezogenen Abflussbildungsparameter (Tabelle 3‑1) erfolgt unter Einbeziehung der GIS-Informationen des Coverage EFL und der diesem Cover zugeordneten Relate-Tabellen (s. Basisdokumentation, Kapitel 4). Da die Werte in den Relate-Tabellen in Form einer Spannweite (im Sinne eines Fehlerbereichs) angegeben sind, können die Modellparameter unter Nutzung der Minimal- und der Maximalwerte ermittelt werden. Damit kann im Zuge der Modellrechnungen eine Spannweite für die Ergebnisse erhalten werden, womit unter anderem Rückschlüsse auf die Auswirkungen falsch geschätzter Parameter und Sensitivitätsanalysen möglich sind.

 

Tabelle 3‑1: Parameter des Elementarflächenmodells

Parameter Bedeutung Ableitung
Bemerkung
WOM Interzeptions-
­spei­cher­­ka­pa­zi­tät
INTC * BED  
WMM Muldenspeicher­-
kapazität
f(Gefälle, Nutzung)  
HSM Kapillar­wasser­-
spei­cherka­pa­zi­tät
Σ[(FK-WP) * DICKE] Summe der schicht-
bezogenen Speicher-
kapazitäten
betrachtet wird Bodenprofil bis:
• Wurzeltiefe
• Grundwasser-flurabstand
• Fels bzw. Festgestein anstehend
SMM Spei­cher­kapazi­tät
des Luftpo­ren­raumes
Σ[(GVP-FK) * DICKE]
KFH gesättig­te hydrau­li­sche Leitfähigkeit MIN(KF) * DT Minimum der KF-Werte

 

3.4.2 Hydrotopklassenmodell

Hydrotopklassen sind eine Zusammenfassung von ähnlichen Elementarflächen innerhalb einer übergeordneten Raumeinheit. Diese Bezugsgeometrien können sein:

  • das Untersuchungsgebiet (GEB) insgesamt,
  • die Teileinzugsgebiete in TG oder
  • die Kaskadensegmente in KAS.

Im Zuge der Modellinitialisierung werden die folgenden Schritte abgearbeitet, wobei die im Cover EFL abgelegten Informationen der GIS-Datenbasis und die im Elementarflächenmodell (s. Kapitel 3.1) ermittelten Parameter genutzt werden:

  • Ermittlung der Anzahl der belegten Hydrotopklassen innerhalb der auszuwertenden Bezugsgeometrien als Grundlage für die Dimensionierung des Modells (s. Kapitel 3.3)
  • Ermittlung der hydrotopklassenbezogenen Abflussbildungsparameter (s. Tabelle 3‑2: Parameter des Hydrotopklassenmodells
  • unter Einbeziehung der zuvor ermittelten Elementarflächenparameter (s. Tabelle 3‑1).

 

Tabelle 3‑2: Parameter des Hydrotopklassenmodells

Parameter Bedeutung Bemerkung
AREA Fläche jeweils bezogenauf die übergeordnete Bezugsgeometrie (GEB, TG oder KAS)
GEF mittleres Gefälle
AIMP versiegelter Flächenanteil
AW Wasserflächenanteil
AeHy Flächenanteil der Hydrotopklasse für jede belegte Hydrotopklasse innerhalb der übergeordneten Bezugsgeometrie
WMM Mittelwert der Muldenspeicherkapazität WMM(*)
WOM Mittelwert der Interzeptionsspeicherkapazitäten WOM(*)
HSC Minimum der Flächenverteilungsfunktion der HSM(*)-Werte
HMX Maximum der Flächenverteilungsfunktion der HSM(*)-Werte
GMN Minimum der Flächenverteilungsfunktion der KFH(*)-Werte
GMX Maximum der Flächenverteilungsfunktion der KFH(*)-Werte
SNM Spei­cher­kapazi­täten des Luftpo­ren­raumes auf AN, Fak * SMXN, entspricht ca. SMM-Werte(*)
(*) – s. Tabelle 3‑1

 

Zur Ermittlung der hydrotopklassenbezogenen Abflussbildungsparameter werden die Flächen­ver­teilungsfunk­tio­nen der Elementar­flächen­parameter abgeleitet, die nicht zur Hydrotopklassifizierung genutzt wurden und die deshalb innerhalb einer Hydrotopklasse nicht einheitlich sind. Dabei werden die folgenden Arbeitsschritte durchlaufen:

 

  • a) Selektion aller Elementarflächen eines Teileinzugsgebietes und einer Hydro­top­klasse,
  • b) Berechnung der Gesamtfläche aller mit Parametern wertmäßig belegten[1] Ele­mentar­flächen einer Hydro­top­klasse innerhalb der übergeordneten Bezugsgeometrie,
  • c) Ermittlung der Wasserflächenanteile AW,
  • d) Ermittlung der versiegelten Flächenanteile AIMP,
  • e) Ordnen der selektierten Elementarflächen entsprechend der Werte der Ele­mentar­flächenpa­rameter, mit dem kleinsten beginnend,
  • f) Bildung kumulativer, auf die Flächengröße 1 normierter Flächenanteile x, indem die Flächen ent­spre­chend der Reihen­fol­ge (nach b) fortlaufend auf­summiert und durch die Gesamtfläche dividiert ­wer­den,
  • g) Berechnung der Parameter a und b der linearen Regression in der Form y=a*x+b zwi­schen den Ele­men­tar­flächenparametern y und der aufsum­mier­ten Fläche x,
  • h) Berechnung des flächenbezogenen Mittelwertes und des Minimums und Maxi­mums der Flä­chen­ver­tei­lungs­funktio­n der Elementarflächen­para­me­ter,
  • i) Ermittlung der Flächenanteile AeHy der Hydrotopklassen am der übergeordneten Bezugsgeometrie, indem die Gesamtfläche auf die Fläche dieser Bezugsgeometrie bezogen wird,
  • j) Abgleich der Flächenanteile AeHy unter Einbeziehung von AW und AIMP auf 1.

Bei der Ermittlung der Flächen­ver­teilungsfunk­tio­nen wird also davon ausgegangen, dass diese li­near verlaufen. Ist dies nicht der Fall, sollte die Hydrotopklasseneinteilung entsprechend verfeinert werden. Ein Beispiel dafür wird in Abbildung 3-6 gegeben.

 

image

Abbildung 3-6: Ausgliederung von Hydrotopklassen

 

Die Schritte a) und b) werden programmintern für jedes Teileinzugsgebiet und alle Hydro­top­klassen durchgeführt, e) bis h) außerdem für jeden Abflussbil­dungsparame­ter.

Folgende Besonderheiten bilden die Ausnahmen bei obiger Vorgehensweise:

SMXN wird nur für die grundwassernahen Flächen als Maximum der Flä­chen­ver­tei­lungs­funktio­n der elementarflächenbezogenen Spei­cher­kapazi­täten des Luftpo­ren­raumes ermittelt. Geht man davon aus, dass es auch Flächen gibt, deren Speicherraum Null ist, weil das Grundwasser an der Geländeoberkante ansteht, so ergibt sich der flächenbezogene Speicherraum zu

 

 
\fn_jvn SNM = Fak \cdot SMXN
Gl. 2-36

 

wobei Fak = 0.5 wäre, wenn sich für die Flächenverteilung der EFL-Speicherkapazitäten ein Dreieck (s. Abbildung 2-2) ergäbe.

Für die Regressionsanalysen der hydraulischen Leitfähigkeiten KFH wird auf Grund des großen Schwankungsbereichs dieser Werte eine logarithmi­sche Trans­formation durch­geführt.

 

Teilgebietsbezogene Verwaltung von Abflussbildungsparametern in der GIS-Datenbasis

Sofern in einem großräumigen, z.B. länderübergreifenden Modell unterschiedliche Bodendatenbasen verwendet werden, kann es sich als notwendig erweisen, bestimmte Abflussbildungsparameter, die bisher einheitlich für das Gesamtgebiet vorgegeben wurden, räumlich differenziert zu belegen.

Diese räumlich differenzierte Vorgabe von Modellparametern wurde bisher integriert für die

VERDUNSTUNGSREDUKTION und den SAETTIGUNGSABFLUSSFAKTOR. Beide Parameter sind empirisch und können global innerhalb der modul.ste belegt werden.

Sollen sie räumlich differenziert angegeben werden, so ist das dann möglich, wenn mit EGMO auf der Basis von Teileinzugsgebieten gearbeitet werden soll. Den Teilgebieten sind dann als Attribute Werte für die Verdunstungsreduktion und/oder die Sättigungsflächenbildung zuzuweisen, deren Namen über die tg.sdf dem Programm bekanntgemacht werden müssen.

######  Attribut-Tabelle  ####################################################
TG_PAT                 DBASE tg3.dbf
TG_FLAECHE             AREA
TG_IDENTIFIKATION      Tg_dis
GW_Unterlieger         GW_uli1
GW_Verlust             GW_out1
X_WERT_TG              X_Coord
Y_WERT_TG              Y_Coord
MITTLERE_HOEHE         Hoehe
GEFAELLE               Gef
EXPOSITION             Aspect
VERDUNSTUNGSREDUKTION    Verd_Red  /* 0. fuer stark   bis 1.0 fuer schwach        */
SAETTIGUNGSABFLUSSFAKTOR Satt_Fak /* wachsender Faktor bewirkt eine Reduzierung   */
                                  /* des Saettigungsflaechenabflusses (0.5 default*/
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Die beiden Parameter wirken erst im Zuge der Modellrechnung, d.h. die Speicherkapazitäten werden ohne die Korrekturfaktoren abgespeichert.


[1] Wertmäßig nicht be­legt bedeu­te­t, dass kein Wert für die Elementar­flächen­parameter berech­net werden kann, weil entweder in den Ausgangskarten zur Erzeugung der Elementarflächen Informationslücken vorhanden sind (z.B. sind in den meisten Boden­karten Ortschaften und größere Standgewässer ausgespart) oder im Zuge der Flächenverschneidung Splitterpolygone erzeugt wurden. Ein Vorteil dieses Konzeptes ist es also, dass auch bei Informationsdefiziten ohne größere Fehler flächendeckend gearbeitet werden kann, da für die nicht belegten Flächen indirekt mittlere Eigenschaften angesetzt werden.

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